Epilog: Am Anfang war der Pinkelstein

Weinviertel & Seewinkel

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Vierzehn Tag ist’s her, dass wir den Wolfersberg runter und das Mauerbachtal raufgefahren sind, vorbei an den Laudongräbern und auch an der Hohen Wand Wiese, wo der Liftbetrieb grad wieder mal eingestellt war, man weiß es nicht warum. Dann durch die vielen Kreisverkehre bei Tulln, dass dir ganz schwindlig wird und du dir denkst, das wird jetzt richtig fad, den nächsten fahr ich aber von der anderen Seite an. Und dann über die Donaubrücke Richtung Hollabrunn, weil dort die erste Etappe auf unserer Reise und ist auch Zeit geworden, die viele Fahrerei ist ja schon anstrengend auch.

Vorort von Hollabrunn ja Raschala und das kennt ihr jetzt natürlich, wahrscheinlich aber eh nur von uns. Der Himmel immer noch bedeckt als wie und überhaupt wie knapp vor einem zehntägigen Dauerregen, da würd‘ die Christa Kummer wieder ein Schnoferl ziehen und sagen, ja, aber die Natur braucht’s. Und wir denken uns noch, lang werden wir nicht bleiben in Raschala, die Kellergasse und den Pinkelstein werden wir eh schnell gefunden haben, und so groß ist der Ort auch nicht, da wirst du keinen Kunstführer brauchen dafür.

Aber man soll diese Dörfer nicht unterschätzen, weil eine Kellergasse hast du bald einmal gefunden, aber ob’s die richtige ist oder man einfach nur am falschen End‘ steht, das sind dann schon Fragen, die sich aufdrängen, wenn sich das Land vor dir weit ausdehnt. Und das einzige Schild, wo Pinkelstein draufsteht, zeigt auch genau zwischen zwei mögliche Wege. Die Österreicher bei der Beschilderung ja generell ein wenig nonchalant, da wirst du entweder mit Schildern konfrontiert, da würd‘ der Champollion mindestens drei Jahre brauchen zum Entziffern, oder die Umleitungstafeln enden zweihundert Meter hinter Haugsdorf im Gemüse, dass du über Wullersdorf und Immendorf nach Mailberg fährst anstatt über Obritz. Aber jetzt schweif‘ ich wirklich ab.

Also irren wir einmal eine Zeit lang herum in Raschala und da muss ich schon sagen: zu Fuß lernst du eine Stadt halt am besten kennen, da weißt du nachher genau, da ist die Bushaltestelle und dort drüben die Brückenwaage. Nach dem Weg fragen geht natürlich auch, theoretisch, aber praktisch kriegt man dann immer dieselbe Antwort: ‚Jo do san’s jetzt oba gaunz foisch.‘

Aber irgendwann steht man dann doch vor dem Pinkelstein und damit auch am Anfang von der Kellergasse, der Himmel immer noch so dunkel, bewölkt Hilfsausdruck, und da geht man halt ein paar Schritte und denkt sich: na schad, so schöne Hauser und so ein schiaches Wetter. Aber ein Foto machen willst du trotzdem.
Und dann böse Überraschung, weil Bilder ganz unscharf, als ob die Kamera schon sechs G’spritzte trunken hätt‘ mit dem Michi Häupl und das hält der Michi Häupl natürlich aus, aber die Kamera halt nicht. Dreht sich die Doris um und meint: hast vielleicht aufs Objektiv gegriffen? Und siehst du, diese Problemlösungskapazität, das ist nicht handelsüblich, da musst du schon die Sonderausstattung nehmen bei der Brautschau.

Weil der Schreck und die Erleichterung gar so groß waren, suchst du dir dann noch deinen eigenen, ganz privaten Pinkelstein. Das hat ja Tradition hier, einfach in die Gegend zu strullen. Und ob ihr’s glaubt oder nicht: kaum bin ich wieder heraus aus dem Hohlweg und die Kellergasse so malerisch vor mir, reißt der Himmel auf und die Sonne kommt durch.
Denk ich mir: schön ist das hier, im Weinviertel, setz die Sonnenbrille auf und mach ein Foto.

Und übrigens: Sautrogrennen haben sie auch im Seebad in Breitenbrunn, da muss man nicht unbedingt ins Weinviertel fahren dafür. Und wem das alles noch nicht reicht, der kriegt jetzt einen Insidertipp von mir: Kleinhöfleiner Winzerkirtag vom 29. Juni bis 8. Juli. Da könnt’s die Moonshots spielen hören oder auch die Ortsmusikkapelle St. Johann ob Hohenburg, weil das musikalische Unterhaltungsprogramm ist schon wichtig, da darfst du bei der Qualität keine Kompromisse machen. Und wer ganz großes Glück hat, der trifft vielleicht sogar meine Eltern dort.
Da müsst’s dann aber schon ein bisserl früher kommen.

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