Auf dem Weg zum vierten Planeten geschah etwas Sonderbares.
Ein Planetoid aus dem Sternbild Lynx zog langsam vorbei.
Ein mittelalter Mann stand darauf und sah den kleinen Prinzen melancholisch aus seinen braunen Augen an.
„Wohin bist du unterwegs?“ fragte der kleine Prinz.
„Zu mir hin oder weg von mir, es ist mal so, mal so.“
„Ist das nicht widersprüchlich?“ fragte der kleine Prinz.
„Das ist es. Meist begleitet die Schwermut mich, aber dann wird alles für Momente ganz leicht und hell und ich lebe auf.“
„Willst du denn nicht für immer glücklich sein?“ –
„Doch, schon, aber daran hindern meine Gegensätze mich.“ –
„Sag mir ein Beispiel dafür!“ –
„Das will ich tun“ antwortet der Melancholische, „Ich sage mit meinen Gesten ‚Halt mich bitte fest! Lass mich bitte los!‘ und niemand versteht dies auf Dauer. So bin ich wie ein Fluß, der ab und an mäandert und doch unaufhörlich einem Meer zuströmt, von dem er Liebe und Geborgenheit erhofft oder wenigstens das sanfte Ende ruhelosen Reisens.“ –
„Und macht dich das traurig?“ fragt der kleine Prinz.
„Ja und nein“ kann der Melancholische noch rufen, bevor der kleine Prinz seinen Planetoiden aus den Augen verliert.
Aus:
CD „shortcuts – Westfälischer Kurzhörspiel Award“
Ein Projekt des Literaturfestivals „literaturland westfalen“ der LWL-Literaturkommission für Westfalen (Münster), des Experimentellen Radios der Bauhaus-Universität Weimar und des Zentrums für Informations- und Medientechnologie der Universität Paderborn
Im Rundfunk: Radio Bauhaus.FM (Weimar) in der Sendung „Kurz und gut“
Jürgen Völkert-Marten, *1949 in Gelsenkirchen, lebt dort. Veröffentlichungen in bisher 27 Einzeltiteln (zuletzt „Das Glück“, 2020), zahlreichen Anthologien (u.a. bei Reclam, Rowohlt, Fischer, dtv und Arena), Literaturzeitschriften und Schulbüchern des In- und Auslandes. Hörspiele u.a. im WDR und Radio Bauhaus.FM
Einige Literaturpreise und Stipendien.
Jürgen Völkert-Marten
Die Textrechte dieses Beitrags liegen bei Jürgen Völkert-Marten, die Bildrechte bei Doris Lipp.