Lakonische Kommentare

Lakonien - Griechenland

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Es ist wenige Minuten vor Mitternacht, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Die Brandung tost, die Zikaden knattern um die Wette und nichts davon ist zu hören. Denn es ist Kindergeburtstag.
Und während ich todmüde hinter geschlossenen Fensterläden vegetiere und ungeträumten Träumen nachtrauere, dringen die fetten Techno-Beats mitleidlos durch die Wände und zwingen mein Herz in einen Rhythmus, der mit Schlaf so inkompatibel ist wie ein JVP-Politiker mit einem seriös organisierten Gewinnspiel.

Man könnte sich jetzt die Frage stellen: Kindergeburtstag, Mitternacht und Techno-Musik, wie passt das zusammen? Aber so müde, wie ich bin, stelle ich keine Fragen. Ich weiß nur eines, das allerdings mit absoluter Gewissheit: das Leben ist kein Kindergeburtstag.
Ich säße sonst schon seit Jahren in Krems-Stein ein.

Begonnen hat die Geschichte ja eigentlich um drei Uhr dreißig in der Früh, was jetzt für niemanden eine angenehme Zeit ist, außer für Fledermäuse und Gelegenheitsvergewaltiger vielleicht. Aber so ist das mit den Ferienflügen, das muss man hinnehmen wie eine eitrige Angina oder einen eingerissenen Fingernagel. Es ist dann auch alles nach Plan gelaufen, man erwartet das ja gar nicht mehr und ist total erstaunt, dass alles pünktlich und Koffer hast du auch und der Mietwagen hat sogar vier Räder und einen USB-Anschluss, wo du deinen iPod anstecken kannst. Nur dass sie vor dem Abflug, gleich nach dem obligatorischen Donauwalzer, ‚Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist‘ gespielt haben, hat ein wenig irritiert.

Ich dann ganz stolz, dass wir durch Kalamata durchnavigieren wie der James Cook durch die Südsee, weil klein ist die nicht, die Stadt und mein Navi ist nicht elektronisch, sondern ausgesprochen human und heißt Doris.
Und gleich hinter Kalamata geht’s in die Berge. Und dann dauert’s nicht lange und du hast Anschauungsunterricht in Sachen Histaminintoleranz.

Reisekrankheit ist keine schöne Sache. Übel, richtig übel kann die sein. Und Histamin ist der Übeltäter. Zu nachtschlafener Zeit aufstehen, vorher schlecht schlafen und anschließend eine kurvige Passstraße nehmen sind passable Voraussetzungen, um reinen Gewissens sagen zu können: Kannst du bitte bald einmal stehen bleiben?
Und so haben wir Artemisia kennengelernt, wo sie eine ganz entzückende Taverne haben, die jetzt aber natürlich nur bedingt hilfreich war. Und weil das Taygetos-Gebirge hoch und der Weg bis Sparta noch ein weiter war, auch noch einige andere nette Plätze. Von einem hätte ein schwächerer Charakter mit denselben Beschwerden fotogen seinen Mageninhalt in die Tiefen einer wirklich malerischen Schlucht entlassen können. Angedacht hat sie’s vielleicht, die Doris, aber den leichten Weg im Leben nimmt sie halt nie. Manch einer wäre vielleicht gleich hinterhergesprungen, aber das war nun wirklich keine Option.
Schließlich war der Urlaub ja schon bezahlt.

Von Sparta dann nach Gythio und von Gythio nach Mavrovouni und in Mavrovouni dann in die diabolischen Untiefen eines griechischen Kindergeburtstags.

Um sieben Uhr dann geweckt werden von Baulärm, weil direkt neben unserem Zimmer die einzige Baustelle vom ganzen Ort, ich schwöre.
Und spätestens als die Kleinfamilie aus Braunschweig die Liegen neben uns in Beschlag genommen hat und die Mutti beherzt gemeint hat, Jonas, leg dich doch bitte mal in den Schatten, bin ich ein wenig unrund geworden.

Ein bisserl ruhiger könnt’s schon noch werden.

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