Sie hat Sommersprossen im Gesicht und eine kleine Narbe, gleich unter dem rechten Wimpernbogen. Ihre Haare sind nicht viel länger als meine, aber rotblond und gelockt. Wenn sie lacht, kann man die kleine Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen.
Sie lacht oft.
Ihr Name ist Elsa. Ich kenne niemanden sonst, der Elsa heißt. Unten beim Bach habe ich sie zum ersten Mal gesehen, zwei Wochen ist das her. Einen kleinen Damm habe ich gebaut und gerade nach einem Stein gesucht, der noch gefehlt hat. Da ist sie plötzlich neben mir gestanden. Hat mich angelächelt.
Sie wohne noch nicht lang im Dorf, hat sie gesagt. Ihre Mutter habe sich die Wohnung in der Stadt nicht mehr leisten können nach der Scheidung, aber es mache ihr nichts aus, am Land zu sein. Es sei schön hier. Dann hat sie sich gebückt und nach einem Stein gegriffen.
Der Stein hat gepasst.
Zehn sei sie, hat sie später gesagt, als wir den Hang hinaufgegangen sind und den kleinen Wald durchquert haben. Ein morscher Ast hat geknackt, als sie das gesagt hat, und ein Vogel hat wütend geschrien und ist aufgeflogen. Ich habe gegrinst. Dann hat sie sich umgedreht und mich neugierig angesehen.
‚Elf‘, habe ich gesagt.
Was mit meiner Hand sei, hat sie mich gefragt und auf den Verband gedeutet, der ganz nass geworden war beim Bach. Nichts, habe ich gesagt und mich am Kopf gekratzt. In der Ferne, vom Dorf her, war das Mittagsläuten zu hören.
Ob ihre Mutter wisse, wo sie tagsüber sei, frage ich Elsa, als wir an den Mohnfeldern vorbeigehen. ‚Nein‘, sagt sie und lacht. Von den vielen Tabletten sei sie immer so müde, meint Elsa. Da kriege sie nicht viel mit. Ich nicke stumm, kicke einen Stein ins Feld.
Ob sie die Höhle sehen wolle, die ganz versteckt liegt oben am Hang, frage ich. ‚Klar, Adrian‘, sagt sie und strahlt mich an. ‚Ist das weit von hier?‘
Ich sehe sie an. Blinzle. ‚Geht so‘, sage ich und grinse.
Verwandter Artikel:
Grenzland