Enttäuschung

Gastbeiträge

Written by:

Views: 999

Auf dem Mond waren wir schon,
zum Mars soll´s noch gehen, und
in einigen Jahrzehnten werden
uns auch Saturn und Jupiter und
manch andere Planeten und Gestirne
nicht mehr allzu fern vorkommen,
und immer noch, habe ich keine
Socken gefunden, die mir bei Kälte
die Füße warmhalten, und keine
Handschuhe, die mich die Finger
nicht frieren lassen, wenn ich
die Eiszapfen abbreche vom Sims
des Dachs, damit sie dir nicht
auf den Kopf fallen, wenn ich mit dir,
mit nicht weniger kaltgefrorenen
Händen, den Schnee vor dem Haus
zu Kugeln rolle und die Kugeln
aufschichte, eine auf die andere,
zu einem Schneemann, und du
zum Schluss der kleinsten Kugel
oben eine Mohrrübe in die Mitte
steckst und sagst: Jetzt sieht er aus
wie der Mann im Mond, nur
abnehmend, obwohl es so ausschaut,
als nähme er zu …

Noch unveröffentlicht.

Wolfgang Schiffer, geboren 1946 in Nettetal/Niederrhein, arbeitet als Übersetzer, Herausgeber und Autor von Prosa und Lyrik. Zuletzt erschienen im ELIF Verlag sein Gedichtband Dass die Erde einen Buckel werfe, die Anthologie Türschwellenkinder – Über die Arbeit der Eltern (hrsg. mit Dinçer Güçyeter) sowie die Übersetzung Lose Blätter von Ragnar Helgi Ólafsson (mit Jón Thor Gíslason). Für 2024 sind folgende Publikationen vorgesehen: der Gedichtband Gespräche mit dem Enkel, mit Illustrationen von Jón Thor Gíslason (Corvinus Presse), die Übersetzung Nachtarbeit von Sjón (Gedichte, zus. m. Jón Thor Gíslason) sowie der Gedichtband Ich höre dem Regen zu (beide ELIF Verlag).
Wolfgang Schiffer erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, u. a. 1991 das Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens und 1994 den Isländischen Kulturpreis für seine Verdienste um die Vermittlung isländischer Literatur und Kultur. Er lebt in Köln und Prag.
Wolfgang Schiffer

Gemeinsam mit Jón Thor Gíslason gestaltet er die Reihe Wortlaut Island in der Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin, die zweimal im Monat Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik aus Island vorstellt.

Die Textrechte dieses Beitrags liegen bei Wolfgang Schiffer, die Bildrechte bei Doris Lipp.

Comments are closed.