Erdnuss steht am Speiseplan

Aus dem Alltag

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Zugehen tut’s da draußen wie in einem Vogelhaus. Zugegeben: das könnte schon daran liegen, dass dort auch ein Vogelhaus hängt. Kohlmeisen und Rotkehlchen hüpfen wie wild am Trompetenstrauch herum, als wäre er ein artgerechtes Turngerät, bevor sie sich wie Raubtiere auf das Futter stürzen. Und während die Rotkehlchen den Ilex heimsuchen, der heuer so viele Beeren trägt wie überhaupt noch nie, belagern die Meisen das Vogelhaus.
Die Auswahl am Buffet aber war freilich schon mal größer.

Zwei Winter lang haben wir versucht, für ein ausgewogenes Angebot zu sorgen, bevor wir unsere diesbezüglichen Bemühungen desillusioniert eingestellt und uns auf die Rolle eines zwar uninspirierten, aber verlässlichen Nahrungslieferanten zurückgezogen haben. Doch da war nichts zu machen, neben der exotisch anmutenden Erdnuss blieben heimische Sonnenblumenkerne unangetastet. Es war, als hätte man Bauarbeitern Krabbensalat gereicht oder hoffnungsvollen Nachwuchsschauspielerinnen billigen Schaumwein.

Das Meisenknödel-Experiment haben wir überhaupt nach nur einem Versuch abgebrochen, nachdem wir die erbärmlichen Überreste bereits am nächsten Tag aus dem Spierstrauch fischen mussten. Es ist ungewiss, welche Kreatur im Dunkel der Nacht sich ihrer bemächtigte, aber die bemerkenswert glatten Schnittstellen am Spagat lassen auf die Anwesenheit eines Flugsauriers schließen.

Die Amseln trippeln geschäftig über den Rasen und suchen nach unvorsichtigen Insekten und fetten Regenwürmern. Ihnen, die uns treu durchs ganze Jahr begleiten und in den nahen Hecken nisten, reichen wir Rosinen, doch fürchten wir, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil Mäusen und Mardern anheimfällt. Die Spatzen gebärden sich, als wären sie die Wilde Jagd und toben, sich offenbar der Stärke ihrer großen Zahl bewusst, von Strauch zu Strauch. Der Grünspecht lässt sich nicht von ihnen irritieren und hackt auf seiner Suche nach schmackhaften Ameisen den Rasen in handliche Stücke.

Die Eichelhäher mit ihrer beeindruckenden Größe und den leuchtend blauen Armdecken sind rare, aber höchst willkommene Gäste und ihr Besuch stets ein Elchtest für das Vogelhaus. Die Sonne wirft ihre Strahlen in reichlich schrägem Winkel auf das Häuschen, das immer noch leicht schwankt, obwohl der Eichelhäher längst im nahen Wald verschwunden ist. Eine Kohlmeise flattert aufgeregt herbei und prüft ängstlich, ob der Appetit des bunten Großcousins dem vorhandenen Nahrungsangebot angemessen schien. Sie pickt nach einem mundgerechten Erdnussstück und lässt es in hohem Bogen zu Boden fallen, bevor eine weitere Nuss in ihrem Schnabel und dann der ganze Vogel hinter den drei Eiben verschwindet.

Vom Wipfel der nahen Fichte tönt der markante, stets ein wenig genervt klingende Schrei einer Krähe. Fast scheint es, als mokiere sie sich über das aus ihrer Sicht wohl würdelose Verhalten ihrer entfernten Verwandten, vielleicht hat sie aber auch nur Verdauungsprobleme oder Streit mit ihren Nachbarn. Und mit dem nächsten Windstoß löst sie sich vom Baum und verliert sich hinter der Hügelkuppe.

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