Geschenkt

Aus dem Alltag

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Je älter ich werde, mein lieber Sohn, desto verlorener fühle ich mich in dieser Welt. Dich dort draußen zu wissen, in diesem weiten, verwüsteten Land, ängstigt mich, erdrosselt meine Seele. Auch ich frage mich (die meisten tun es wohl): wann wird dieser Krieg enden? Wem nützt er noch? Voll Sorge um Dich bin ich, mein Sohn, und ich fühle mich elend und hilflos. Was also schreibt man einem, der ein Bein verloren hat? Wie beginnt man diesen Brief? Ich weiß es nicht; wie könnte ich es wissen? Auch Deine Wut, Deine Verzweiflung kann ich nur erahnen, und wahrscheinlich kann ich nicht einmal das. Ich will Dir auch nichts zumuten, das sich, mühsam als Trost getarnt, doch bloß als Geschwätz entpuppt. Ein Bein ist ein Bein; und keine Worte werden es Dir ersetzen. Aber: Du lebst; und wirst nach Hause kommen. Und wenn da wieder Friede sein wird (es wird der Tag kommen!), werden uns die kleinen Männer eines gelehrt haben: Dass man für den Frieden kämpfen muss, den Krieg aber geschenkt bekommt. Zwei Generationen lang, mein Sohn, werden wir uns daran erinnern.

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