Helbich

Aus dem Alltag

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Bodenlang. Bodenlang war das Kleid, das sie trug, als Helbich sie sah. Sie ging barfuß, wirkte verloren, wankte. Etwas stimmt nicht mit ihr, dachte Helbich, schalt sich gleich für diesen Gedanken. Eine Frau, Mitte zwanzig wohl, die barfuß geht, nachts. Es mochte gut sein, dass etwas nicht stimmte. Helbich trat näher, zur Parkbank hin, wo die Frau nun stand, sich an die Lehne krallte, dennoch schwankte. Kann ich helfen? fragte Helbich, fragte mit fester Stimme. Die Frau wandte den Kopf, träge, kraftlos. Mir ist schwindlig, murmelte sie, lallte es eher. Helbich ahnte, was geschehen war, fragte: Wo waren Sie? Die Frau sah sich um, schien zu suchen, fand. Dort hinten, flüsterte sie, würgte, erbrach sich. Helbich sah zwei Männer im Eingang eines Nachtklubs stehen. Sie plauderten, rauchten. Helbich legte die Hand auf den Oberarm der jungen Frau, sah ihr in die Augen, fragte: Sind Sie in Ordnung? Die junge Frau zögerte, nickte. Wo wohnen Sie? fragte Helbich. Die Frau gab Auskunft, putzte sich die Nase. Helbich rief ein Taxi, wartete, nannte dem Fahrer die Straße, die Hausnummer. Soll ich mitkommen? fragte Helbich, die Frau saß schon im Auto. Sie schüttelte den Kopf. Danke, sagte sie, lächelte. Rosa Helbich nickte, verabschiedete sich, trat ihren Heimweg an, erinnerte sich an jene Nacht vor ungezählten Jahren, in der sie Beistand gebraucht hätte.

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