Lockruf

Aus dem Alltag

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Stand da die verfallene Baracke, war die Weggabelung, die das Hintaus trennte vom Irgendwo. Begann der Feldweg, diese staubige Nabelschnur, die das Dorf verband mit dem Nachbarort, katasterlich verbürgt seit 1827. In kurzen Hosen, mit aufgeschlagenen Knien lehnten wir an der Hauswand, lugten in die Ferne, sahen den Weg sich winden um Wiesen und Äcker, einen namenlosen Bach queren, bevor er sich verlor hinter der nächsten Biegung.

Das Gebot der Eltern missachtend, wagten wir uns vor, zögerlich erst, schuldbewusst. Suchten am Wegrand nach verlorenen Schätzen, kickten nach Steinen, die wild in die Felder schossen. Setzten Fuß vor Fuß, blickten nicht zurück, schoben den Horizont vor uns her mit jedem Schritt. Fragten uns bald, ob wir nun hineinzögen in die Welt oder bloß hinaus aus dem Dorf.

Nach einer Weile der Bildstock, dieser Fingerzeig Gottes, der, weithin sichtbar in der Flachheit der Landschaft, rechts der Straße stand und mit steinerner Gelassenheit Frömmigkeit einmahnte. Dahinter der Nussbaum, der seinen mächtigen Schatten warf auf einen ausgedienten Leiterwagen und ein rostiges Fahrrad. Vorwärts! dachten wir, schritten mutig aus, wähnten uns mündig und frei, bis wir zum Bachlauf kamen, das Zuhause am Horizont klebte, uns der Hunger zur Umkehr zwang.

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