1) Dass nach mir überhaupt noch Menschen geboren worden sind, ist mir immer sinnlos erschienen.
Sich selbst als das Ende zu sehen, sollte steuerfrei bleiben.
2) Dauernd kein Geld haben ist ja fast dasselbe wie arm sein, finde ich.
3) Die Magnetkraft der Erde, auch so ein Missstand. Umzingelt von Feldlinien wird einem das Eisen im Blut schwer.
4) Begierig zu erfahren, was vom Tage übrig blieb, drehte ich die Tastatur um. Das Ergebnis war unerfreulich: Brösel unklarer Herkunft, Fingernägel vom letzten Beschnitt, eine tote Ameise. Da sagte ich mir: Du musst dein Leben ändern.
5) Einmal habe ich einen Jimi-Hendrix-Aufkleber besessen. Der schaut aber traurig, dachte ich immer, wenn mein Blick auf ihn fiel.
6) Tesafilm und Tesaband gingen in ein ander Land. Tesafilm wurd Regisseur, Tesaband nur Zubehör.
7) Neulich war ein großer Tag. An meinen Händen entdeckte ich jeweils einen Extrafinger. Wohl über Nacht zugelaufen. Hexadaktylie hat Zukunft.
8) „Bäh“ hat neuerdings keine Kraft mehr. Ich bin zu „Igitt“ gewechselt, mit Jahresvertrag.
9) Früher hießen viele Menschen Norbert. Sogar Mädchen wurden so genannt, rein aus Enthusiasmus für grundgute Namen. Hört man jetzt seltener. Ein Erschlaffungssymptom, sicherlich.
10) Befriede dein inneres Kenia.
11) Wären wir nur in die Sonne geritten, als der Film aus war, sagten sich die Cowboys und grillten im Abspann ein Rind, frierend.
12) Dringender Verdacht, dass der Raum doch nicht gekrümmt ist, sondern eher gekräuselt.
13) Nicht der Verzicht auf Harpunen ist die größte Forderung der Wale. Sondern: endlich Fisch sein dürfen.
Marcus Hammerschmitt, *1967 (Saarbrücken), Schriftsteller, Journalist, Fotograf. Zuletzt: „Die Teufelsinsel“, Edition J. J. Heckenhauer, Tübingen (2020) und „Der Brief des Nachtportiers“, Edition Monhardt, Berlin (2019).
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