Narben

Aus dem Alltag

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Elsa sitzt. Sitzt am Bach, auf dem Felsen, der ihr ein Lieblingsplatz geworden ist, taucht die Füße ins eiskalte Wasser. Sitzt und schaut.
Sieht nichts, spürt nichts.

Fünf Monate. Fünf Monate ist es her, dass sie den Mann getötet hat. Seither scheint die Welt so anders. Als wäre sie in Watte gepackt. Als kenne sie keine Farben mehr. Kein Lachen. Keinen Schmerz. Nur Adrian versteht sie, helfen kann er nicht. Manchmal nimmt er ihre Hand, drückt sie, lässt sie gleich wieder los. Elsa weiß, dass er nach Worten sucht, die er nicht finden will. Dass es Worte wären, die kein Zwölfjähriger kennen sollte. Die niemand kennen sollte.

Sie schaut auf, sieht einen Ast im Wasser treiben, rasch zerrt ihn die Strömung außer Sicht. Elsa zieht ihre Füße aus dem Bach, bleibt auf dem Felsen hocken. Greift in die Hosentasche. Hält ein Messer in der Hand, in der linken, klappt es auf. Legt ihre rechte Hand auf den Boden, spreizt die Finger. Setzt die Klinge an in der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger.
Sieht auf den Bach.
Stößt zu.

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