Volker L., so stand zu hoffen, war nicht ernstlich erkrankt. Der Schmerz, der sich im Rachen umtrieb, sei belanglos, würde rasch verschwinden, dachte er, und er dachte es wohl, weil er es denken wollte. Als er den Kopf hob, zum Fenster sah, räusperte er sich, drei Mal, betastete den Kehlkopf, schluckte. Er betrachtete den Schmerz, den er empfand, wie etwas Vertrautes, das er innig hasste. Vor dem Fenster, das offenstand, einen Spalt weit, stritt die Nacht mit dem Tag, und das Gezwitscher der Vögel, vielstimmig und laut, verriet die trostlos frühe Stunde. Volker L. seufzte, ergab sich den Zwängen des scheinbar Notwendigen, stieg aus dem Bett, ging ins Bad, wo er sein Gesicht im Spiegel besah. Er fühlte sich krank. Dieser Termin, dachte er, er lässt sich nicht verschieben. Volker L. also übte sich in Zuversicht, griff nach der Zahnbürste, fragte sich, wie lange es her sein mochte, dass die Tage nicht gesättigt waren mit Terminen, die wichtig schienen, unaufschiebbar. Er gab sich keine Antwort. Zehn Minuten später, da er am Frühstückstisch saß, vor sich eine Scheibe Toast und eine Tasse Kaffee, schwarz, ohne Zucker, beschloss er, Schmerzmittel zu nehmen. Es war ihm dies, obschon es ihm missfiel, zur Gewohnheit geworden im Lauf der Jahre. Vieles, das ihm missfiel, dachte er, war ihm zur Gewohnheit geworden im Lauf der Jahre. Volker L. also stand auf, ging zur Tür, verließ die Wohnung, tat das, was andere als seine Pflicht ansahen. Er war auch, so stand zu hoffen, keineswegs ernstlich erkrankt.