Roma (2017)

Gastbeiträge

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Esse ich Tiramisu,
ist mir Schrödingers Katze miau.
In der U-Bahnstation warten und wissen,
sie kommt oder sie kommt nicht.

Später blicke ich in den Brunnenschacht
eines Nero D‘Avola und bin
erst nach zwei Tagen wieder
rauf geklettert.
Dennoch,
ich mag Rom
so viel mehr als Montage.

Mit wehenden Wimpeln
ziehen die Fußballfans
zum Olympiastadion.
Heut spielt‘s Carbonara.
Die Putti im Palazzo Dori Pamphilj
tanzen und japsen nach Luft.

Die Gesänge der Masse steigen höher,
als der Rauch über dem Petersdom
und viel weißer sind sie obendrein.

Die Vulkane in den Ölgemälden
warten schon seit Jahrhunderten
auf ihren Ausbruch.

Francesco Tottis letztes Spiel
– es gäbe keinen passenderen Titel für einen Krimi –
auf der Piazza del Popolo ruft eine Signorina
meinen Namen,
als ich sie lächelnd anblicke,
weiß ich, sie hat nicht
mich gemeint,
denn alle hier heißen
Alessandro!

Aus:
Alexander Peer: Gin zu Ende, achtzehn Uhr, Limbus Verlag, 2021

Alexander Peer, *1971 in Salzburg, Studien in Germanistik, Philosophie und Publizistik, lebt als freier Autor und Journalist in Wien und im Pinzgau.
Zuletzt: 111 Orte im Pinzgau, die man gesehen haben muss (kulturgeschichtlicher Reiseführer, 2022), Schreibende Nomaden entdecken Europa (Hg. 2019), Der Klang der stummen Verhältnisse (Lyrik, 2017), Bis dass der Tod uns meidet (Roman, 2013) und Land unter ihnen (Novelle, 2011).
Zahlreiche Beiträge zu Literatur, Philosophie und Kulturwissenschaft. Er erhielt einige Preise und Stipendien, u. a. war er 2011 Stadtschreiber in Schwaz sowie 2012 writer-in-residence in der Villa Sträuli in Winterthur sowie zuletzt 2022 in Ventspils, 2019 in Hawthornden und 2017 in Schloss Wiepersdorf. Er erhielt 2016 den ÖZV-Preis in der Kategorie Wissenschaft.
Alexander Peer
Limbus Verlag: Gin zu Ende, achtzehn Uhr

Die Textrechte dieses Beitrags liegen beim Verlag und bei Alexander Peer, die Bildrechte bei Alexander Peer.

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