Sommer

Aus dem Alltag

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Das Halbdunkel des Vorraums weicht schlagartig der fast schon brutalen Helle des noch jungen Tages. Ein Schritt nur und da ist er schon, unser Kleingarten, er begrüßt mich in seinem schönsten sommerlichen Kleid und die allgegenwärtige Wärme umschließt mich machtvoll.

Die Wespen surren schon total geschäftig um den Trompetenstrauch, die letzten versprengten Schnecken fliehen in ihre tagscheuen Verstecke und die Nachbarskatze liegt ganz ermattet auf den noch kühlen Steinplatten und schaut so aus wie der Dean Martin nach einer erbarmungslosen Nacht voll Whisky, Frauen und Zigaretten. Und während die Erdwespen weiterhin professionell unseren Gasanschluss unterhöhlen – den Versuch, sie von diesem Vorhaben abzuhalten, habe ich vor Tagen eingestellt -, beschränkt sich der kleine Köter von Parzelle sechzehn, der mich sonst gnadenlos ankeift, auf ein leidendes Japsen und der nette große Hund auf halber Höhe vom Venusweg auf ein mitleiderregendes, beinahe atemloses Hecheln.

Ja, es ist heiß, und das schon seit Tagen. So heiß, dass der Nachbar von Parzelle dreiunddreißig, der Straßenbahnfahrer kurz vor der Frühverrentung, meines Wissens seit Tagen seinen Pool nicht mehr verlassen hat. Und abends macht die Wetterfrau dann wieder so ein Gesicht wie ein Goldhamster, knapp bevor er für unaussprechliche Sexualpraktiken missbraucht wird.

Ja, es ist heiß. Es ist ein Sommer, wie man ihn lieben kann. Oder hassen. Er lässt einen jedenfalls eines nicht: kalt.

Die Kräuter im Vorgarten duften nach einem Süden, der unserem tatsächlichen Breitengrad nicht angemessen scheint. Schmetterlinge umschwirren den Sommerflieder wie Lobbyisten das EU-Parlament und die Bienen bedienen sich am Hibiskus als gäbe es dort Freibier. Und der Himmel ist so makellos blau, die Sonne so brutal bei der Arbeit, die Nachbarn ringsum so ruhig wie sonst im ganzen Jahr nicht, da denk ich mir: Grillen wär jetzt fein.

Ja, es ist heiß, und kälter wird’s nicht, wenn sich die Glut durch die Kohlen frisst. Man muss das schon mögen. Aber spätestens seit Billy Wilder wissen wir ja: manche mögen’s heiß.

Und am Abend dann, wenn sich der Himmel in sein nachtschwarzes Gewand wirft, noch einmal hinaustreten in den Garten, der jetzt getränkt ist vom beruhigend monotonen Zirpen der Grillen und bewundern, wie eine sonderbare Blume die Nacht zum Tag macht. Heute hat sie vierzehn wundervolle Blüten, unsere Nachtkerze.

Eine Weile muss er nun ohne uns auskommen, unser Kleingarten, denn wir zwei brechen nun zu einer weiteren Reise auf.
Wir fahren wohin, wo’s warm ist.

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