Spurensuche

Aus dem Alltag

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Die Männer tranken ohne Hast. Sie sprachen leise, schwiegen viel. In der Art, wie sie redeten, lag eine Ernsthaftigkeit, die Gruber nicht erwartet hatte. Mehr noch: es war die Art, wie sie schwiegen, die ihn erstaunte. Er sah in den Gastraum, zur Schank hin, suchte den Blick des Kellners, hob sein Bierglas, senkte den Kopf. Eines mehr würde nicht schaden. Er gähnte, kratzte sich am Hinterkopf. Wie lange war es her, fragte er sich, dass er seine Heimatstadt besucht hatte? Drei Jahrzehnte mochten es sein, gut und gerne. Gruber schnalzte mit der Zunge, sah zum Tisch, wo die drei Männer saßen. Einer sagte etwas, die beiden anderen drehten die Köpfe. Sahen zu Gruber. Du bist nicht von hier; woher kommst du? fragte einer, ein großer, drahtiger Kerl mit roten Haaren. Gruber, der sich ertappt, aus der Rolle des Beobachters gerissen fühlte, schwieg eine Weile. Den Blick wandte er nicht ab. Ich wurde hier geboren, sagte er. Es ist lange her. Die drei Männer nickten, langsam, synchron. Und was führt dich zurück? fragte der Rothaarige. Gruber lächelte, griff nach dem Bierglas, das der Kellner vor ihn stellte. Gute Frage, sagte er, sah auf die Schaumkrone, spürte die Kälte des Glases. Vielleicht wollte ich einen Blick in die Vergangenheit werfen. Funktioniert das, wenn man in die Gegenwart schaut? fragte der, der neben dem Rothaarigen saß. Er sprach ohne Häme. Gruber musste lachen, hob sein Glas, prostete den Männern zu. Alle vier tranken, setzten die Gläser ab, schwiegen noch eine Weile. Nicht wirklich, sagte Gruber. Mein Elternhaus steht nicht mehr. Und die Straßen der Stadt sind mir fremd geworden. Was hattest du erwartet? fragte der Rothaarige, neigte den Kopf. Dass ich den wiederfinde, der ich war, antwortete Gruber. Die drei schüttelten den Kopf. Der Kellner ging in Richtung Schank. Ein Gast, vier Tische weiter, verlangte nach der Rechnung.

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