Kam der Tag, da sie ein Fest feierten in der Stadt, die reich war an Monumenten, Kirchen, Menschen auch. Hingen Lampions über den Gassen, war Blumenschmuck, wohin man sah. Sauber waren die Straßen, fromm die Seelen.
War der Mann wieder da, der in Lumpen ging, auf den Stufen des Doms saß, die Tauben besah und die Menschen.
Wo warst du all die Jahre? fragten sie ihn, kannten seinen Namen nicht mehr.
Ich war unter euch, sagte er, sah sie an, schwieg wieder.
Das kann nicht sein, antworteten sie, kratzten sich am Kopf, legten die Stirn in Falten. Wir hätten dich gesehen, deine elende Predigt gehört. Sie grinsten, zwinkerten einander zu. Einer lachte.
Ihr seht, was ihr sehen könnt, sagte der Mann. Hört, was ihr hören wollt. Für den Rest seid ihr blind und taub, glaubt, es gäbe ihn nicht.
Da schmähten sie ihn, schlugen ihn auch, riefen ihm zu, im Gehen schon: Verschwinde!
Der Mann aber blieb.
Ich kenne dich, sagte eine junge Frau, die zu ihm trat, ihm ein Taschentuch reichte. Er nahm es, nickte dankbar, lächelte, presste es gegen die blutende Nase. Du bist es wirklich, sagte sie.
Wer ist es, der ich bin? fragte er.
Du bist der, der mit verriet, was die Menschen nicht hören wollen. Was sie nicht glauben können.
Er sah sie an. Was ist es?
Dass sie an deiner Stelle sein könnten. In Lumpen gehen, von Almosen leben.
Glaubst du es? fragte er.
Sie senkte den Kopf, sah zu Boden. Ich weiß nicht, flüsterte sie.
Er stand auf, nahm ihre Hand, berührte sie an der Schulter. Setz dich, sagte er, deutete auf den Platz zu seiner Rechten. Es ist Zeit, zu erzählen.
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