Von weißen Eseln und wilden Pferden

Weinviertel & Seewinkel

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Als Burgenländer hätt‘ ich das natürlich von Anfang an wissen müssen, dass man zu Fuß nicht weit kommt im Seewinkel. Zu Fuß ohnehin grad so ein heikles Thema, aber Zehe noch dran und Farbe jetzt nicht wirklich interessanter geworden, dass du gesagt hättest: jö, also so ein schönes Violett und ein bisserl Schwarz ist auch schon dabei. Häusliche Pflege und liebevoller Zuspruch ja auch ganz wichtig und da muss ich sagen, das hast du schon ein wenig in der Hand. Weil da musst du halt aufpassen, wen du heiratest, nicht dass die nachher vielleicht meint, ja hack dir von mir aus deine blöde Zehe ab, ich geh jetzt zum Friseur.

Und örtlicher Fahrradverleih auch ganz super, der meint am späten Nachmittag: ‚Wennt’s hiatz scho do seid’s nehmt’sas hoit glei mit, die Radln, zoin miasst’s fia heit eh nix mea.‘ Ja, so sind sie, meine Burgenländer, unkompliziert und deutlich in der Aussprache. Und so radeln wir am Montagmorgen gleich Richtung Sandeck, wo die weißen Esel leben und wir schon fast dort und wollen grad eine Pferdekutsche überholen, ruft mir der Kutscher zu: ‚Heast, geh her do. Kaunst du Englisch?‘

Weil er schon ein etwas älteres Semester, da hast du in dieser Gegend eher Russisch gelernt als Englisch, aber Kutsche randvoll mit englischen Touristen und nicht mit sowjetischen Besatzungssoldaten, da kommst du nicht weit mit njet und do swidanija. Zeigt er an den Eseln vorbei, weil die haben auch die Engländer nicht übersehen können, Richtung Horizont, dass ich mir denk, na schlechte Augen hat er nicht, da wär‘ früher jeder ungarische Grenzsoldat neidisch geworden. Und wirklich, dort hinten zieht eine Herde Wasserbüffel vorbei, also Serengeti nix dagegen, echt jetzt. Engländer natürlich auch begeistert, weil ‚water buffalo‘ kriegst du gerade noch hin, aber Kutsche dann schon wieder weg, wahrscheinlich auf der Suche nach Antilopen oder Giraffen. Und so sehen sie eben nicht, wie die Büffel langsam näher und näher kommen. Aber so ist das halt: die eine Herde geht und die andere kommt.

Giraffen haben wir keine gesehen und die Antilopen müssen auch grad am anderen Ende vom Naturpark gegrast haben, der ist ja nicht klein. Aber eine ganze Stunde haben wir dann bei den Przewalski-Pferden verbracht und da haben wir ordentlich Glück gehabt, weil die sieht nicht ein jeder. Radfahrer kommen dort überhaupt keine hin, weil da müssten sie absteigen vom Rad und ein paar Minuten zu Fuß gehen und das ist ja mit der Radfahrerehre ungefähr so vereinbar wie wenn dieser Promi-Anwalt ein Nichtraucherlokal besuchen würd‘. Die Przewalski-Pferde aber auch ganz schön neugierig, weil arg viel Abwechslung haben die nicht, da bist du dann wahrscheinlich gar nicht undankbar drüber, wenn mal wer vorbeischaut, der nicht sofort schreit ‚jö schau, die lieben Urpferde, na sind die nicht herzig‘. Und so kommst du ihnen dann doch recht nah, mit ein wenig Warten und einer Packung Manner-Schnitten als Zwischenmahlzeit. Da musst du nicht extra in die Mongolei fahren, um die zu sehen, da tut’s Illmitz auch. Und am Abend dann Essen im ‚Fröhlichen Arbeiter‘ in Apetlon, das vergisst du dein Lebtag nicht, meiner Seel‘. Und außerdem weißt du jetzt, wohin am Wochenende, weil Sportfest vom USC Wallern mit den Puszta-Ramblers und der Original Sautanz-Musi.
Pflichtprogramm, quasi.

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