Ein wenig stolz war ich schon, als ich dem Tamas gesagt hab, wir fahren auch nach Fertöujlak rüber und er nicht gleich sicher, ist das jetzt noch im Burgenland oder schon in Ungarn, weil gekannt hat er’s nicht. Der Tamas natürlich nicht nur netter Arbeitskollege, sondern auch Ungar und wenn du einem Ungarn was Neues über seine Heimat erzählen kannst, dann bist du reisetechnisch kein Anfänger mehr. Das mag zwar noch nicht die Aufnahme in die Royal Geographical Society rechtfertigen, aber eine Leistung ist das schon. Zugegeben: Fertöujlak muss man jetzt nicht kennen, da ist man mit dem Rad in einer halben Minute durch und wahnsinnig viel zu sehen gibt’s dort auch nicht, außer ein paar Schlaglöchern auf der Hauptstraße, der Müllsammelstelle am Ortsende und einer Einkehrmöglichkeit, wo’s Sopron-Bier gegeben hätt‘. Aber es war noch nicht einmal zehn und das ist dann doch ein bisserl früh, selbst nach eineinhalb Wochen Urlaub im Weinviertel und im Burgenland.
Es ist ja schon der Radweg dorthin ein Traum. Nicht weit hinter Apetlon umkreisen ein Dutzend Störche einen Traktor am Feld wie die Geier das Aas, dass du dir denkst, hoffentlich ist er nicht tot, der Traktormann, aber aus der Entfernung sieht die Szene recht friedlich aus, da wird schon alles in Ordnung sein. Ein Stück weiter dann eine scharfe Rechtskurve, über eine kleine metallene Bodenschwelle und schon bist du in Ungarn und rechts von dir ein Sonnenblumenfeld und links von dir Gebüsch und dann ein Getreidefeld und gradaus ein Radweg, was geht bis zum Horizont oder zumindest bis Fertöujlak.
Und radfahren nun wirklich das reinste Vergnügen, weil jetzt durchquerst du die Puszta, da ist dein Kopf der höchste Punkt im Umkreis von dreihundert Kilometern und die Wege so grad, dass sie hier vor jeder Biegung mit Hinweisschild warnen und radeln kannst du, bis du der Piroschka ermattet in die Arme fällst. Schaden tät’s aber nicht, wenn man von Zeit zu Zeit vom Rad steigt, weil in Ungarn kriegt man zwar prinzipiell dieselben Viecher zu sehen wie auf der österreichischen Seite, nur stehen sie hier praktisch direkt neben dem Radweg. Und da schaust du dann schon, wenn so eine Herde Wasserbüffel ein paar Meter neben dir parkt und die Wasserbüffel schauen auch, nur viel grimmiger als du, weil so schauen wie ein Büffel kannst du wahrscheinlich gar nicht. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum praktisch kein Radfahrer außer uns vom Rad gestiegen ist, weil so zumindest die Illusion: ja, ich werd‘ schon schneller sein im Ernstfall. Wer’s glaubt.
Und so fährt man Kilometer um Kilometer und noch lang bevor man Sarród erreicht hat, hast du soviele Graurinder und Zackelschafe gesehen, da wirst du entweder zum militanten Umweltschützer oder kriegst einen Mordstrumm Hunger.
Abendessen übrigens wieder im ‚Fröhlichen Arbeiter‘, allein schon wegen dem Gelben Muskateller vom Klein in Andau und Küche ja ohnehin sensationell, also echt jetzt. Und beim kleinen Mokka reift er dann endgültig, der Gedanke: Sportfest vom USC Wallern muss schon sein. Weil vielleicht hast ja Glück bei der Tombola.