Weiß einer, wie tief der Riss ist, den die Kunst in die Zeit schlägt? Reglos stehen wir da, sind allein im Raum, schauen auf den Gott, der seine bronzene Nacktheit trägt wie ein leichtes Gewand. Ist es Apoll? Ich weiß es nicht mehr. Sein Blick, hypnotisch, melancholisch auch, streift uns, mag das Schicksal ahnen, das den Göttern beschieden war.
Im nächsten Raum Poseidon. Kraftvoll holt er aus, will mit dem rechten Arm schleudern, was ihm die Zeit geraubt hat, einen Speer, einen Dreizack vielleicht. Erstarrt steht er vor uns, muskulös, nackt, sieht zur Tür. Nimmt gelassen hin, dass eine Schulklasse den Saal flutet, sich fröhlich schwatzend um sein Podest schart.
Der Bub auf dem Pferd ist so jung, ist so alt. Er schaut zur Seite, zu einem Konkurrenten wohl, der lange schon verschwunden ist, hat die rechte Hand zur Faust geballt, in der er die Gerte hielt vor zweitausendzweihundert Jahren. Das Ross, das Maul aufgerissen, die Nüstern geweitet, die Ohren angelegt, setzt zum Sprung an, springt durch den Riss, den die Kunst in die Zeit schlägt, kaum eine Armlänge nun, die uns trennt. Dahinter die Marmorstatuen, die vor dem Rot der Wände zu schweben scheinen.