Bühne frei

Gastbeiträge

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Jedem Verschwinden wohnt ein Zauber inne, besser: das Verschwindenlassen von Menschen, Hasen, Geldstücken ist seit jeher das Geschäft von Zauberern gewesen. Wie alles Magische beruht es auf Illusion. Denn was ist schon wirklich verschwunden? Ausgestorben, ausrangiert, ausgerottet, ausradiert, Tiere, Sprachen, Dinge, Menschen – das ja. Aber: Hier, im Wort, in der Schrift, im Denken und Sprechen wird das Verschwinden maskiert. Und so wie am Anfang aller Zeit durch das Wort wie von Zauberhand (mehr Zauberzunge) die Welt geschaffen wurde und jeden Tag geschaffen wird, so tauchen im Bannkreis der Löschung durch das Wort die Menschen, Dinge, Sprachen, Tiere wieder auf in der Manege.

Bastian Schneider studierte deutsche und französische Literatur in Marburg und Paris sowie Sprachkunst in Wien. Er lebt in Köln und Wien.
Zuletzt erschienen: „Das Loch in der Innentasche meines Mantels“, Sonderzahl Verlag, Wien 2022
Bastian Schneider

Die Textrechte dieses Beitrags liegen bei Bastian Schneider, die Bildrechte bei Doris Lipp.

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