Die Herrlichkeit großer Reiche

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Die alten Griechen, die sengender Sonne
und starken Winden des Meeres trotzten,
banden ihre schwarzgegerbten
Körper mit Seilen an den Mast,
damit ihre Seele nicht zur Beute
des Gesangs der Sirenen werde.
Die Matrosen und Konquistadoren des Fernando Cortés
steckten die Schiffe in Brand,
als sie das Ufer der Neuen Welt erreichten,
dass sie nicht mehr nach Hause zurückkehren können,
so eroberten sie Montezumas Reich,
hinterließen Pyramiden
kokelnder Leichen,
höher als die Pyramiden von Teotihuacán,
und dehnten das spanische Königreich
bis weit jenseits des Ozeans aus.
Und die Kosaken Jermaks,
die zur Zarenzeit Ivans des Schrecklichen
Sibirien eroberten,
teilten sich die Verlobten und Ehefrauen auf,
dann schnitten sie ihnen die Kehlen durch,
stießen die jungen und biegsamen Körper
mit Hilfe von Rudern ins eiskalte Wasser der Wolga,
um nicht das Jammern zu hören
und nicht zur Beute von Schwäche und Reue zu werden,
die jeden Mann auf die Probe stellen,
der eine mitleiderregende Frauenstimme hört.

So wurden Reiche errichtet,
mit Gewalt, Blutvergießen und Opfern,
und wir, wir erobern das Nichts
in den Rissen, die zwischen den Buchstaben klaffen,
opfern oft unsere Mitmenschen
und auch uns selbst,
missmutig in der uns umgebenden Leere
sinnen wir der Herrlichkeit untergegangener Reiche nach.

Aus:
Nichita Danilov: „Vulturii orbi / Die blinden Adler“. Aus dem Rumänischen von Jan Koneffke.
Der zweisprachig edierte Band erschien im Oktober 2023 in der Schweizer edition pudelundpinscher.

Nichita Danilov, geboren 1952 im rumänischen Dorf Climăuți an der ukrainischen Grenze, Dichter, Prosaist und Essayist, studierte Wirtschaftswissenschaften in Iași. Seine Gedichte wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Seit 1980 veröffentlichte er zwölf Gedichtbände, fünf Romane und eine Reihe von Büchern mit Erzählungen, Prosa, Essays, literarischen Porträts und Pamphleten. Nichita Danilov lebt in Iași.
Nichita Danilov (Verlag Polirom)
Nichita Danilov (Verlag Cartier)

Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, Lyriker, Schriftsteller, Kinderbuchautor, Publizist, Übersetzer aus dem Rumänischen und Italienischen, studierte Philosophie und Germanistik in Berlin. Zuletzt erschienen: Als sei es dein, Gedichte, Heidelberg 2018; Die Tsantsa-Memoiren, Roman, Berlin 2020; Dudek, Jugendroman, Zürich 2023; Im Schatten zweier Sommer, Roman, Berlin 2024.
Jan Koneffke
Akzente: Mein Bukarest – Jan Koneffke

Die Rechte am Originaltext liegen beim Autor, jene der deutschen Übersetzung beim Verlag. Die Bildrechte liegen bei Doris Lipp.


Măreția imperiilor

Vechii eleni care înfruntau
soarele dogoritor și vînturile mării
își legau cu frînghii
trupurile lor înnegrite de catarg,
ca sufletul lor să nu cadă
pradă cîntecului sirenelor.
Marinarii și conchistadorii lui Fernando Cortes
ajungînd pe țărmul Lumii Noi
și-au dat foc la corăbii
ca să nu se poată întoarce acasă,
și astfel au cucerit imperiul lui Montezuma,
lăsînd în urma lor piramide
de capete fumegînde
mai mari decît piramidele de la Teotihuacán,
au lărgit regatul regilor Spaniei
pînă dincolo de marele ocean.
Iar cazacii lui Ermak,
care în timpul țarului Ivan cel Groaznic
au cucerit Siberia,
își împărțeau logodnicele și chiar nevestele între ei,
apoi le tăiau beregatele
împingînd cu ajutorul vîslelor
trupurile mlădii și tinere în apele reci ale Volgăi,
tocmai ca să nu audă tînguirea lor
și să nu cadă pradă
slăbiciunilor și a mustrărilor de cuget
pe care le încearcă orice bărbat
atunci cînd aude tînguindu-se în urmă un glas de femeie.

Așa s-au clădit imperiile,
cu cruzime, cu vărsare de sînge și sacrificii,
iar noi cei care cucerim nimicul
dintre spațiile literelor goale,
ne sacrificăm deseori semenii
și chiar pe noi înșine,
cîrtind în deșert medităm
la măreția apusă a imperiilor de altădată.

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