Er lag im Gras der Streuobstwiese, schlief. Es war kein tiefer Schlaf, den er dort fand, auch keiner, den er gesucht hatte. Vielmehr, so dachte er später, war es einer, der ihn gefunden hatte, doch dieser Gedanke wog ihm zu schwer, also verwarf er ihn wieder. Er glaubte nicht an derlei Dinge. Er schlief auch nicht lange, fünf Minuten wohl, oder zehn, bevor er die Augen aufschlug, sich streckte. Er horchte auf das Summen der Wespen, das ihm so vertraut war, seit Kindheitstagen, tat drei tiefe Atemzüge, drehte den Kopf, sah sein Elternhaus. Wie viele Male, fragte er sich, hatte er hier gelegen? Wie oft war er auf die Bäume geklettert, auf die höchsten stets, hatte zum Haus gesehen, die Stimme der Mutter gehört, die nach ihm rief? Wo waren diese Tage, wo sind sie hin? fragte er sich. Er spürte, dass er weinen würde, es störte ihn nicht. Hier bist du, hörte er jemanden sagen, leise, nahe. Er hob den Kopf, sah seine Schwester. Ich wollte noch einmal in der Wiese liegen, Marie, flüsterte er, richtete sich auf. Die Schwester lächelte. Setzte sich neben ihn, nahm seine Hand, sah zum Haus. Sie haben ihr Leben gelebt, sagte sie. Er nickte, fragte: Haben wir genug getan? Die Schwester schwieg. Eine Minute verging, die so schwer wog wie ein halbes Leben. Lass uns gehen, Marie, sagte er, drückte ihre Hand. Das Haus war verkauft. Er würde nicht wiederkommen.
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