Maskenmann

Aus dem Alltag

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Anderen mochte Robert K. als anständiger Mensch gelten, er aber wusste, dass er ein Mörder war. Wozu seine Seele fähig war, an welchen Abgründen sie kalten Gefallen fand, hatte er, nicht ohne zärtliches Staunen, bereits in jungen Jahren begriffen. Schon als Kleinkind empfand er eine merkwürdige Lust, der in der Wiege liegenden Schwester mit einer Nadel in die Spitzen der winzigen Zehen zu stechen, oder ihr Nase und Mund zuzuhalten, bis sie sich kaum noch regte, bloß wimmerte, doch der Argwohn der Mutter lehrte ihm bald, jenen dunklen Hunger, der ihn gleichermaßen gefangen hielt wie faszinierte, andernorts zu stillen. Also schnitt er Würmer entzwei, teilte Ameisenkörper, beobachtete, wie sie sich wanden, bevor sie reglos im Staub lagen, achtete, wenn er auf Käfer trat, auf das rechte Maß des Drucks, sodass bloß der Panzer brach, das Tier jedoch am Leben blieb, eine Weile noch. Seine Gleichgültigkeit dem Leiden, ja überhaupt den Gefühlen anderer gegenüber, erregte ihn auf eigentümliche Weise, und nie vergaß er jenen Moment, an dem er eben diese Gleichgültigkeit annahm wie ein kostbares, dunkles Geschenk. So fremd ihm aber das Empfinden der anderen blieb, so gut wusste er bald um die Schwäche der Menschen, nur hören zu können, was sie hören wollten, begriff auch, obgleich es eine Weile dauerte, dass sie die Masken liebten, auch seine Skrupellosigkeit bewunderten, war sie bloß gepaart mit einem freundlichen Lächeln. Robert K. also wuchs heran und machte Karriere. Sein Hang zur Gewalt indes war nie verstummt, schob sich bloß auf die Bühne öder Hinterhöfe, dunkler Brachen, entlud sich an Katzen, Nagern, streunenden Hunden, bis er an einem windigen Oktoberabend am Lager eines Obdachlosen stand. Dort, in jener elenden Ecke am Ende einer schmalen Gasse, sah er sich um, griff nach seinen Handschuhen und dem Messer, das er bei sich trug, trat näher.
Anderen mochte Robert K. als anständiger Mensch gelten, als braver Familienvater, biederer Bürger, er aber wusste, hatte es immer schon gewusst, dass er ein Mörder war.

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