Nach dem Besuch

Aus dem Alltag

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Saß man nun wieder allein am Tisch. Sah auf die leeren Tassen, den Tropfen verschütteter Milch, den Kuchen, der in der Tischmitte stand und verloren wirkte in seiner kaum berührten Ganzheit. Horchte den Stimmen nach, die eben noch den Raum erfüllt, für eine Stunde die Einsamkeit vertrieben hatten. Schob den bitteren Geschmack beiseite, den das Treffen hinterließ mit der Tochter, dem Sohn.
Wollte ihn beiseiteschieben.

Saß man nun wieder allein am Tisch, hing den alten Gedanken nach. Wunderte sich über die Schweigsamkeit der Kinder, die Hast, die sie zu treiben schien. Hatte selber nichts zu erzählen gewusst außer dem tausendfach Gesagten, das keinen Raum ließ für offenes Terrain, sich bald in nichtigen Kleinigkeiten erschöpfte. Seltsam dissonant klang selbst das polyphone Schweigen, das keine Tonart mehr zu einen mochte.

Saß man nun wieder allein am Tisch, hatte die falschen Antworten gefunden auf die richtigen Fragen. Begriff die Resignation der Kinder nicht, hielt sie für Härte. Fühlte sich müde, verloren, unverstanden. Alt.

Stand auf, um die Tassen wegzuräumen, die Teller, die Gabeln, den Kuchen, all die Requisiten eines trostlosen Kults. Wusch sich die Hände, trocknete sie. Öffnete das Fenster, fühlte die Kälte, blickte hinaus in den Garten, auf den schneebedeckten Boden. Sah die Schneeglöckchen. Fragte sich, wie es gelingen mochte, jedes Jahr aufs Neue wieder zum Leben zu finden.

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