Schiffbruch

Aus dem Alltag

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Ich komme zurecht, sagtest du, lachtest. Ich nickte, blieb stumm, sah die Enttäuschung, die müde in deinen Augen hing. Die Wut auch, die du dir nicht eingestehen, von der du nichts wissen wolltest. Dein Lachen ertrank bald in bleiernem Schweigen. Er war ein Filou, ein Schlitzohr, ein Gauner, immer schon! wollte ich schreien. Wer hätte es ahnen können? flüsterte ich, sah zu Boden. Du sahst mich an, lächeltest. Weißt du, sagtest du, sagtest es ganz ruhig; weißt du, was mich am meisten schmerzt? Ich schüttelte den Kopf, ertrug deinen Blick nicht. Dass jeder mich tadelt, ob meiner Blindheit, meiner Einfalt, meiner Leichtgläubigkeit. Ich meine es ernst, flüsterte ich und beide wussten wir, dass ich Lüge an Lüge reihte. Wie viel hast du verloren? fragte ich, sah auf, hielt ihrem Blick nun stand. Es müssen neunzigtausend sein. Deine Worte klangen sachlich, kühl. Als ob du von einer Fremden sprechen würdest, dachte ich. Ich hatte ihm vertraut, sagtest du und erzähltest von Krediten, Haftungen, einem Tilgungsträger, den es nicht mehr gab. Mit welchem Maß misst man Vertrauen? fragtest du, strichst dir eine Strähne aus dem Gesicht. Ist es dasselbe wie jenes für Einfalt? Wir mussten beide lachen. Es tat gut, dich lachen zu sehen. Ich komme zurecht, sagtest du wieder, kautest auf der Unterlippe. Ich tat zwei Schritte auf dich zu, schloss dich in die Arme, verbarg meine Hilflosigkeit hinter aufmunternden Worten, die ich so leise flüsterte, dass du sie nicht hören konntest.

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