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Gastbeiträge

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Guten Tag, wie schön, lächeln. Umarmen freuen. Guten Tag, wie schön. Guten Tag. Ich freue mich. Ich bin erfreut. Ich bin gerne Ihr Besuch und gerne sind Sie mein Besuch. So hoffen wir beide. So tauschen wir die Blicke schräg vorbei, und die Sätze zerbrechen wie Scherben auf hartem Boden. Reden wir also. Ich war in Schweden, sah Kraniche tanzen, sie sangen. Ich war in den Cevennen, hörte die Pfauen in der Nacht schreien. Guten Tag, wie schön, lächeln. Freuen, wie schön. Der See glänzt.

Guten Tag. Ich war im kanadischen Schnee und unten am Fluss, so breit der Saint Laurence, die Eisschollen klirrten über dem dunkelgrünen Wasser.
Ich war in der heißen, in der kalten Wüste, im jüdischen Land, Schüsse. Guten Tag, wie schön, lächeln. Freuen. Das Schiff legt pfeifend ab. Gerne winke ich mir zu.
Guten Tag. Ich war in Spanien, Franco starb spät. Ich hörte den Schrei. Grandola, Vila Moreno. Das Signal. Die Truppen. Die Grenzen geschlossen, die Gefängnisse der Pide gestürmt. Grandola, Vila Moreno. Ich hörte die Schüsse. Franco starb spät. Guten Tag, wie schön, lächeln. Umarmen freuen. Guten Tag, wie schön. Schauen wir einander an, schauen wir aneinander vorbei. Reden wir, wie es sich gehört.

Guten Tag. Ich war in Polen, im kassubischen Land, Tucheler Heide, Legbond. Niemand zu Hause, schlafen. Fische kommen in der Nacht. Vodka und Kartoffeln. Monia Monia. Wie schön umarmen. Trinken. Guten Tag. Vodka im polnischen Wald wie erschlagen weinen die Herzen bin zu alt wurde der Wärme beraubt war nirgends eine Straße. Weiter bin zu alt komm her.
Keinen guten Tag wie schön lächeln. Der Fluss gefroren. Kein Holz gelegt. Trinken. Geh nicht weg. Lächle.
Guten Tag. Die Schwäne weinen im Eisen. Die Spur verloren. Keinen guten Tag ganz nah. Guten Tag freue mich nicht lächle Zeit vorbei. Guten Tag wie schön morgen. Wir sehen uns wieder.

J. Monika Walther stammt aus einer jüdischen-protestantischen Familie. Schlug an vielen Orten Wurzeln. Studierte, promovierte, zog los in die Welt. Kehrte zurück und wurde sesshaft im Münsterland und in den Niederlanden. Wurde 1976 Schriftstellerin, ist es bis heute. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. „Fluchtlinien“ (2023), „Nachtzüge. Gedichte und gefundene Zettel“ (2021) und „Dorf – Milch und Honig sind fort“ (2020).
Zuletzt erschienen: „Kommissar Simonsberg ermittelt am Rand der Welt“ (2024).
J. Monika Walther
Lesebuch Jay Monika Walther

Die Textrechte dieses Beitrags liegen bei J. Monika Walther, die Bildrechte bei Doris Lipp.

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