Still sein

Aus dem Alltag

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Am Strand liegen, die Sonne auf der Haut spüren und den Wind in den Haaren. Aufs Meer schauen, das unter einem weiten Himmel döst und nichts denken, nichts müssen, nichts wollen. Die Seele in die Hängematte legen und ihr beim Schlafen zusehen.
Still sein.

Langsam atmen, langsamer noch als das Meer, und die Schaumkronen sehen, die weit draußen auf dem Wasser tanzen, dort, wo kein Schwimmer hinkommt, auch der wagemutigste nicht. Den alten Mann beobachten, der den Strand entlangwandert, den Wellen nicht ausweicht, die nach seinen nackten Füßen greifen. Der sich bückt und einen bunten Stein aufhebt, den die Zeit glatt geschliffen, ihm aber Schrammen geschlagen hat.

Das Meer sehen und hören und riechen. Die Augen schließen und seine Kraft spüren und die Ruhe. Den Wind fühlen, der vorsichtig am Sonnenschirm zerrt. Der einen Zikade zuhören, die immer noch nicht müde wird.
Still sein.

Zuschauen, wie die Wellen mit der Sandburg spielen, die die beiden Kinder am Vortag gebaut haben. Die sich nun trotzig der aufkommenden Flut entgegenstemmt und doch bald ihre erste Bastion verliert, der Wassergraben schützt sie nicht. Zufrieden sein und staunen, wie zufrieden man sein kann.

Den Horizont sehen, an dem sich Blau mit Blau mischt, und sich fragen, wie viele Horizonte man noch erreichen muss im Leben. Ob die Mühe sich tatsächlich lohnt.
Wann es Zeit ist, Anker zu werfen.

Den alten Mann beobachten, wie er aufs Meer schaut. Reglos am Ufer steht, minutenlang.
Das Lied erkennen, das er pfeift, als er schließlich weitergeht.

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