Unsichtbar

Aus dem Alltag

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Das Kind steht vor den Eltern, stumm, hält sich den Ellbogen. Hast du dir wehgetan? fragt die Mutter, prostet der Schwägerin zu, trinkt. Das Mädchen sagt nichts, nickt. Wird schon nichts Arges sein, meint der Vater, sagt: lass einmal sehen. Das Kind nimmt die Hand vom Ellbogen, hebt den Arm, will ihn dem Vater zeigen. Der Schwager ruft: Hat sich der Schweiger Fritz schon wieder das Kreuzband gerissen, der Depp. Der Schweiger Fritz, sagt der Vater, lächelt, denkt an die Schwester vom Schweiger Fritz, mit der er liiert war seinerzeit, einen Sommer lang. Schaut auf den Arm der Tochter, sieht ihn nicht, sieht weder Bluterguss noch Schwellung, sagt: ja, ein Depp ist er, der Fritz. Die Mutter stellt das Weinglas ab, beugt sich zum Sohn, der im Hochstuhl zappelt, mit einem Löffel gegen die Tischplatte schlägt. Jetzt hörst aber auf, sagt sie, nimmt ihm den Löffel aus der Hand, streicht ihm über die Wange. Das Mädchen lässt den Arm sinken, schiebt die Hand über den Ellbogen, weint nicht, sagt nichts. Vier Stunden später, auf der Heimfahrt, in der Dämmerung schon, der Halt im Krankenhaus, den die Stummheit der Tochter erzwingt. Den Gips, den ihr der Arzt anlegt, trägt sie wie ein kratzendes Gewand, vorwurfsvoll strahlt sein Weiß in die Dunkelheit.

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