Herrschaftszeiten! Jetzt hab ich mir den Finger in der depperten Liege eingezwickt. Ein bissl patschert muss ich offenbar schon sein, weil meine Extremitäten auf jeder Reise extrem gefährdet. Und während der Nagel von meinem Ringfinger sich langsam in einem richtig schönen Rot einfärbt – das hätt‘ der Michelangelo sicher auch gern gehabt, als er sich an die Sixtina gemacht hat -, schaut mich die Doris an und meint: ‚Notaufnahme oder duschen gehen?‘
Und weil Finger noch dran und nächste Notaufnahme weiß der Geier wo, sag ich tapfer: ‚Hunger hab ich noch, gemma duschen.‘
Was soll man von einem Landstrich halten, dessen Hauptort nach dem Gott des Krieges benannt ist? Die höchste Dichte an Friedensnobelpreisträgern darfst du da nicht erwarten. Nicht einmal die Türken haben die Mani unterwerfen können und das will was heißen, weil die haben ihr Handwerk schon verstanden. Wen wundert’s da, dass genau hier, auf der Platia in Areopolis, die griechische Flagge zum allerersten Mal gehisst worden ist? Ja, die Manioten haben sich nie unterkriegen lassen. Auch nicht von Kapodistrias, dem ersten griechischen Staatspräsidenten. Den haben sie dann auch gleich umgebracht, weil was für den einen ein Reformer, ist für den anderen bald einmal ein Tyrann.
Die reden hier nicht viel, die Manioten, besser ist’s schon, wenn man ihnen nicht blöd kommt.
Also machen wir’s wie die Einheimischen und nehmen Platz, ordern zwei ellinikoús und schauen dem Leben zu, wie es müßig an uns vorbeizieht. Ab und an muss man ein wenig auf seine Zehen achten, so schmal kann eine Gasse in Griechenland gar nicht sein, dass sie nicht von Autos befahren wird. Kein Grieche stört sich dran, wenn da auch mal ein paar Stufen drin sind.
Ich weiß ja nicht, ob Hektik ein griechisches Wort ist, aber falls doch, haben sie das hier längst vergessen.
Gythio, mein schönes Gythio. Allerhand, was ein gutes Essen bewirken kann, da bist du im Nu im Einklang mit der Weltseele, da brauchst du nicht zwanzig Jahre lang meditieren und dabei auf einem Bein stehen. So eine Psarotaverna kann ja ein wahrer Kraftort sein, da braucht’s nur Oktopus, Kalmare und diese kleinen Fische, von denen keiner weiß, wie die genau heißen. Die gegrillt und mit ein paar Kräutern drauf aber so was von fantastisch schmecken, da pfeif ich doch auf Nektar und Ambrosia. Und beim nächsten ellinikós noch ein ausgiebiger Blick auf Kranai, die kleine Insel direkt vor uns. Da haben die Helena und dieser dahergelaufene Paris ihre erste Nacht verbracht, nach ihrer Flucht aus Sparta. Hochzeitsnacht quasi, aber rein technisch stimmt das ja nicht, weil verheiratet war sie ja schon, das Flitscherl. Ist letztlich eh nix Gutes rausgekommen dabei, aber das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht schreibt die ja mal jemand auf.