Xánthi also. Thrakien schon. Die Türkei nah, Bulgarien auch. Athen so fern. Unter der Sonne des späten Vormittags ziehen wir durch die Gassen der Altstadt, steigen bergan, flanieren. Herrenhäuser, prächtig alle, baufällig viele, säumen den Weg, zeugen vom Prunk vergangener Jahre. Der Wohlstand, er kam durch den Handel mit Tabak, verschwand durch die Launen der Zeit. Das Flair des Besonderen: es blieb. Wir also gehen, schauen, sehen. Zwei Frauen, verschleiert, schleppen Einkaufstaschen, plaudern, scherzen. Das Knattern eines Zweitaktmotors schießt durch die Gassen, ebbt ab, hangabwärts. Ein Hund döst im Schatten, den ein Blumentopf wirft. Hinter einer Kurve ein Platz, abschüssig, eng; bunte Sessel, die sich an winzige Tische schmiegen. Menschen, viele, die den Samstag genießen, die Sonne, Kaffee. Das Gespräch auch, die Gemeinschaft. Wir nicken, setzen uns, ordern Frappé. Am Nebentisch ein Mann mit Kleinkind, glucksend streckt es die Zehen hoch im Kinderwagen. Linker Hand, im Nachbarhaus, ein Orchester aus Hämmern, Bohrern, Nietmaschinen. Ein Auto fährt an uns vorbei, nah, flott. Die Kellnerin quert den Platz, ein Kater flieht vor ihren Füßen. Im ersten Stock ein Fensterladen, frisch gestrichen, himmelblau, der geöffnet wird, ein Gesicht, jung, hübsch, das auftaucht, schnell verschwindet. Ein Schwarm Spatzen fliegt auf, aus einem Baum wohl oder nahem Gebüsch, fegt über unsere Köpfe. Ein Mann tritt aus dem Nachbarhaus, einen Hammer in der rechten Hand, ein Lächeln im Gesicht. Geht zu dem Mann am Nebentisch, begrüßt ihn, umarmt ihn, beugt sich zum Säugling, kitzelt ihn an den Fußsohlen. Die Glocken schlagen die Mittagsstunde. Ich nehme mein Glas, trinke. Wie viele Eindrücke, frage ich mich, lassen sich sammeln an einem Platz hinter einer Kurve, abschüssig, eng?